Dass moderne Flachbildfernseher oft auch flach klingen, ist kein Geheimnis. Deswegen sind Soundbars ein fester Bestandteil im Portfolio der meisten TV-Hersteller. Exemplare mit Dolby-Atmos-Decoder kann man aber (noch) an einer Hand abzählen. Ein Vertreter jener raren Klang-riegel-Gattung ist die mit einem kabellosen Subwoofer ausgestattete Fidelio B8 von Philips.
Ausstattung & Praxis
„AmbiSound“ nennt Philips das Zusammenspiel von 18 einzelnen Lautsprecher-Treibern, die in einem 53 Millimeter hohen und 106 Zentimeter breiten Gehäuse ihren Dienst verrichten. Die changierende Metalloberfläche in Dunkelgrau wirkt wertig und passt ausgezeichnet zum Design der haus-eigenen TVs. Verarbeitung und Anfassgefühl überzeugen ebenso, die robusten Gitter oben und vorn am Gehäuse schützen die Chassis vor Beschädigungen. Platz findet die Soundbar liegend unter einem Fernseher, man kann sie aber auch an der Wand befestigen – passende Halterungen und Montage-material liegen bei.
Die Anschlüsse für Video (2x HDMI-In, 1 HDMI-Out) und Audio (Toslink, Coax, Klinke) sitzen in Aussparungen auf der Unterseite, die etwas eng ausfallen. Dicke und steife HDMI-Kabel müssen daher entsprechend gebogen werden (Bild unten). Hinten sitzt ein USB-Eingang, seitlich rechts ein NFC-Sensor zur drahtlosen Kontaktaufnahme mit Musik von Handy und Tablet. Auf der Oberseite findet man die nötigsten Bedien-tasten, die handliche Fernbedienung liefert für alle Funktionen auch Direkt-Tasten. Auf ein Onscreen-Menü verzichtet die B8, zudem sind die großen Buchstaben des dimmbaren Front-Displays aufgrund des davor liegenden Gitters nicht wirklich gut lesbar.

Die leichte und angenehm in der Hand liegende „Fidelio“-Fernbedienung besitzt für alle Funktionen der Soundbar praktische Direkttasten.
Unter der nicht abnehmbaren Metallgitterfront schuften besagte 18 Treiber, die als 5.1.2-Kanal-system fungieren und deren spezielle Anordnung sowie Abstrahlwinkel für ein dreidimensionales Surround-Erlebnis sorgen wollen. Die beiden von Philips patentierten, nach oben gerichteten Lautsprecher – jeweils aus 2 ovalen Treibern und 3 Soft-Kalotten-Hochtönern bestehend – strahlen in einem berechneten Winkel den Sound in Richtung Decke, von wo aus dieser Richtung Hörplatz zurückgeworfen wird. Damit ist Ton auch ohne Deckenlautsprecher von oben hörbar. Philips‘ proprietäre AmbiSound-Technologie soll zudem bei 5.1-Ton aufgrund des Zusammenspiels von Psychoakustik, der Array-Signalverarbeitung und der präzisen Positionierung der Lautsprecher-Treiber für Rundum-Sound unabhängig von Sitzposition, Raumdesign und Zimmereinrichtung sorgen. Den Frequenzgang der B8 gibt Philips mit 190 bis 20.000 Hertz an, der dazugehörige Subwoofer erweitert diesen nach unten von 40 bis 190 Hertz. Da Bässe über 80 Hertz vom Gehör geortet werden können, empfiehlt sich für einen geschlossenen Klang im Bass die Aufstellung nahe der Soundbar. Der Downfire-Subwoofer (SWB8/12) mit 8-Zoll-Treiber und Bassreflexrohr verbindet sich automatisch per Funk mit der B8 und bietet keinerlei Einstelloptionen.
Dolby Atmos inklusive
Eine Einmess-Automatik, wie etwa bei Yamahas Sound-Projector YSP-5600 (Test in Ausgabe 5-2016), sucht man bei der Fidelio B8 vergebens, ebenso eine Option zur Einstellung individueller Pegel. Lediglich die Intensität („Low“, „Medium“ und „High“) der beiden Höhenkanäle lässt sich verändern. Statt einem ausgefeilten Equalizer gibt es Treble- und Bass-Regler. Die Funktion „Auto-matische Lautstärke“ sorgt beim Wechseln der Quelle für einen gleichbleibenden Pegel und reduziert den Dynamikumfang. Letzteres bewerkstelligt auch der Nachtmodus („Night“), der jedoch nur bei Dolby-Signalen funktioniert. Die Lip-Sync-Funk-tion verzögert den Ton um bis zu 20 Millisekunden.
An Tonformaten akzeptiert die B8 die üblichen Verdächtigen von Dolby und DTS, ein DTS:X-Decoder fehlt allerdings. Dolbys Surround-Upmixer wird über die Zuschaltung der Höhen-Speaker aktiviert und ist in drei Intensitätsstufen regelbar. Der Mixer hievt Stereo- und Mehrkanalton in die Höhe, funktioniert auch bei DTS-Signalen und lässt sich bei allen drei Klangmodi („Movie“, „Music“ und „Voice“) aktivieren.

Knapp bemessen: Dicke und steife HDMI-Kabel passen nur mit unschönem Knick in die enge Aussparung der
Terminals auf der Gehäuseunterseite der Fidelio B8.

Draufblick: Am Gehäuse der Fidelio B8-Soundbar findet man nur vier Tasten: Ein/Aus, Quellenwahl und zwei Regler für die Lautstärke.
Video & Multimedia
Über den HDMI-ARC-Ausgang gelangen Bild-signale zum Fernseher und TV-Ton zur Soundbar. Mit ihren drei HDMI-1.4-Schnittstellen beherrscht die B8 allerdings nur Auflösungen bis 4K/30p; HDR und HDCP 2.2 werden nicht unterstützt, weshalb kopiergeschützte 4K-Bilder von Ultra-HD-Blu-ray-Scheiben nur in 1080p-Auflösung zur Soundbar geliefert werden. Wer die volle 4K-Auflösung genießen möchte, muss eine HDMI-Leitung vom Player direkt mit dem TV verbinden und der Soundbar nur den Ton überlassen.

Der Subwoofer passt optisch perfekt zur Soundbar und strahlt den Schall zum Boden hin ab (Downfire-Prinzip). Der Krawallmacher verbindet sich automatisch per Funk mit der B8, nur ein Stromkabel muss man anschließen.
Musik gelangt über aptX-Bluetooth, NFC oder den rückwärtigen USB-Anschluss in die Bar, der Medienplayer erkennt aber nur MP3-Dateien.

Die Philips-Soundbar verfügt über insgesamt 18 kleine Lautsprecher, die Töne gezielt abstrahlen. Über Schallreflexionen von den Seitenwänden und der Decke entsteht der 360-Grad-Surround-Klang.
Tonqualität
Mit insgesamt 180 Watt ließ es die Soundbar auch deutlich über Zimmerlautstärke krachen. Der 220 Watt starke Subwoofer fügte sich bei Aufstellung nahe der B8 harmonisch ins Klanggeschehen und schob kräftige sowie ordentlich tiefe Bässe in unseren Hörraum; nur bei ganz tiefen Frequenzen wie in Dolbys „Amaze“-Trailer verzerrte der Krawallmacher. Besonders gespannt waren wir auf den Atmos-Soundcheck. Hier überraschte die B8 beim Trailer „Audiosphere“ mit gut ortbarem Ton aus der Höhe – wenn auch etwas nach vorn verrückt, statt direkt über dem Kopf. Vorne baute das Atmos-Duo eine breite und überzeugend große Bühne weit über die Maße des Klangriegels auf. Bedingt durch das Bauprinzip waren seitlich des Hörplatzes aber keine präzisen Effekte wahrnehmbar, stattdessen gehörten diffuse Ambient-Sounds zur Stärke der B8. Sound im Rücken konnten wir nicht vernehmen. Sprache war auch aus seitlichen Winkeln gut zu verstehen, bei schlechten Aufnahmen verbessert der „Voice“-Hörmodus die Verständlichkeit; dann klingen Stimmen aber etwas vorlaut und nicht natürlich. Etwas spitze Höhen, die bei großen Lautstärken schnell schrill klangen, waren aber auch den anderen Hörmodi inne – hier kann man aber mit den Treble- und Bassreglern gegensteuern. Auch bei Stereo-Musik machte die B8 viel Freude und verblüffte mit einem anspringenden Klang, der eine sowohl breite als auch gut ortbare Stereo-Bühne aufspannte. ao
Der Testbericht Philips Fidelio B8 (Gesamtwertung: 74, Preis/UVP: 1000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2016 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
Der Beitrag Philips Fidelio B8 (Test) erschien zuerst auf audiovision.